Sonntag, 14. Oktober 2012

Der weite Norden

Hallo meine Lieben!

Donnerstag hab ich mich spontan dazu entschieden weiter zu reisen und zwar mal anders. Ich hab vorher einige Menschen gefragt, ob man hier gut trampen kann und alle meinten, dass es kein Problem sei. Nur wenn ich ein ungutes Gefühl habe, soll ich halt nicht einsteigen. Logisch!

Eigentlich wollten zwei aus meinem Hostel auch los und ich wollte mich denen anschließen, aber dann haben sie sich wieder umentschiedeB&Bn. Ich wollte dann aber los! Das Wetter war richtig gut,schön sonnig und nur ein paar Wolken. Mir wurde der Tipp gegeben beim Supermarkt zu warten und wirklich nach nicht mal 5 Minuten hat eine Frau mit ihrem Sohn angehalten. Die beiden wollten allerdings nur in den nächsten Ort, haben mich aber bis zum Highway 10 mitgenommen. Da musste ich nur 4 Autos warten bis Pieter aus den Niederlanden angehalten hat. Er hat sich einen Camper-Van von 1985 in Auckland gekauft und will nun damit durch Neuseeland reisen. Eigentlich wollte ich nur bis Kaitaia trampen, aber da Pieter auch zum berühmten 90 Mile Beach und dem Cape Reinga wollte, bin ich nicht mehr ausgestiegen :-D

Durch die hügelige Landschaft mit vielen Schafweiden ging es dann in den hohen Norden. Die Straßen sind wenig befahren und die Orte winzig. Bei der ersten Möglichkeit sind wir vom Highway 1 zum 90 Mile Beach abgebogen. Wie der Name des Strandes schon erahnen lässt, ist er ewig lang! Der Sand ist recht fest, daher kann und darf man auch mit dem Auto fahren. Das wollten wir der alten Dora, wie Pieter den Camper getauft hat, aber nicht antun.

Etwas weiter auf der 1 sind wir dann dem Tipp von einer Frau gefolgt und zum Hukatere Campingplatz mit einer B&B-Lodge direkt am 90 Mile Beach. Über eine endlos lange Schotterstraße durch einen Wald, wo auch Wildpferde leben sollen, ging es und das letzte Stück auf einem Feldweg mit ordentlichen Schlaglöchern. Fast wie Zuhause :-D Kurz vor dem Campingplatz haben wir noch Karel aus Belgien aufgesammelt, der komplett durch Neuseeland wandern will und schon vom Cape Reinga kam. Auf dem "Campingplatz", wo auf einer hügeligen Wiese eine Hütte mit kleiner Küche, Aufenthaltsraum mit grandiosen Blick auf die Dünen und das Meer,einer warmen Dusche und einem Raum mit 4 Betten gebaut worden ist, wurden wir total herzlich von einem alten Maori mit zerzaustem weißem Haar und Bart empfangen und das Teewasser war auch gerade fertig :-) Später kam noch die Besitzerin, die Gabriele aus dem Schwabenland, und hat uns begrüßt. Wir Deutschen sind auch in den entlegensten Ecken! Der Sonnenuntergang war total schön und Pieter, Karel und ich saßen noch recht lang mit dem Maori und einem 2. Wanderer im Aufenthaltsraum und haben ein paar Biere getrunken und geschnackt.
Die erste Nacht in dem Camper war noch sehr gewöhnungsbedürftig und die dünne Matratze recht hart. Zum Glück hat Pieter mit dem Camper auch gleich 2 Schlafsäcke bekommen, so musste ich nicht frieren.

Am nächsten Tag, Freitag, hat Pieter erstmal sein Surfboard geflickt und ich die Sonne genossen. Der Belgier ist wieder aufgebrochen mit seinem schweren Rucksack und wir dann auch zum Cape Reinga los. Es war noch nicht so viel los an dem Punkt, wo das tasmanische Meer und der pazifische Ozean aufeinander treffen. Man konnte das Aufeinandertreffen tatsächlich auch sehen! Wasserstrudel, zwei verschiedene Blautöne und die Wellen verliefen kreuz und quer. Am Cape Reinga steht auch der nördlichste Leuchtturm Neuseelands, aber es ist nicht der allernördlichste Punkt Neuseelands, zu dem kann man nur wandern. Cape Reinga ist für die Maoris auch ein sehr spiritueller Ort, da sie glauben, dass ihre Seele von dort auf das Meer hinauszieht. Sonst war es recht windig und als wir zurück beim Parkplatz waren, sind 3 Touristenbusse angekommen. Gerade nochmal Glück gehabt! :-)
Weiter nördlich ging es dann ja nicht mehr, also wieder zurück. Eine kurze Picknickpause haben wir noch eingelegt, bevor es zu den riesigen Dünen von Te Paki zum Sandboarding ging. Für 15$ konnte man sich die Sandboards von einem Maori ausleihen und dann ging der Spaß los! Ok vorher musste man erstmal die Dünen hochkrabbeln, was ganz schön anstrengend war. Ich hatte allerdings die Vorstellung gehabt, dass wir von der Spitze der Düne runter zum Meer düsen können. Falsch! Nach der ersten Düne, kam noch eine und die sah weniger geeignet zum Boarden aus... Es war ganz lustig, aber Pieter und ich hatten es uns noch cooler vorgestellt. Man muss sich auf das Board mit Kopf nach vorne legen und dann geht es runter. Teilweise sogar richtig schnell! Einmal bin ich dummerweise auf die Fußstapfen anderer gekommen und das hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Dann hatte ich Sand überall! :-D
Wie es der Zufall wollte bin ich zum 3. Mal zwei Mädels aus Emden begegnet, die mit zwei Österreichern in den Dünen unterwegs waren. Wir hatten dann leider noch einen kleinen Konflikt mit dem Maori, da ich einem Österreicher mein Board zum Ausprobieren gegeben habe, was man eigentlich nicht soll. Ich hatte schon ein schlechtes Gefühl dabei... Der Maori hat schon in den Dünen darauf gewartet und uns eine Szene gemacht, dass wir ihn beklauen würden etc. Die Stimmung war dann erstmal etwas unten. Wir sind nach ein paar mal Sandboarden dann auch aufgebrochen.
In Kaitaia waren wir kurz einkaufen und sind dann noch Ahipara, einem kleinen Ort am Ende des 90 Mile Beach. Und wer hätte es gedacht, wir haben Karel wieder ein paar Meter vor dem Campingplatz aufgesammelt! Er ist ein ordentliches Stück gewandert und ihm tat alles weh.
In der Nacht muss irgendjemand oder etwas die Heckklappe aufgemacht haben. Pieter konnte draußen aber niemanden entdecken. Sehr beängstigend und ich konnte lange nicht wieder einschlafen.

Der Samstag hat total verregnet und stürmisch angefangen! Man wollte überhaupt nicht aus den Camper raus. Wir dachten schon, dass wir den ganzen Tag drinnen verbringen würden, aber der Wind hat den Regen ins Inland getrieben. So sind wir zu dritt noch das letzte Stück am 90 Mile Beach gelaufen und haben danach auf dem Campingplatz noch in der Sonne entspannt. Abends hat es dann wieder geregnet... Ich hab dann noch mit ein paar Engländern ein paar Runden ein lustiges Kartenspiel, Spoons, gespielt.

Gestern sind Pieter und ich wieder aufgebrochen Richtung Süden. Wir wollten zum Waipoua Wald, wo der größte Kauribaum Neuseelands steht. Dafür sind wir teilweise wieder über Schotterwege gefahren, da wir frei nach Gefühl mehr oder weniger gefahren sind. So sieht man ja auch mehr vom Land! :-)
Mit der kleinen Fähre mussten wir auch noch fahren, die nur alle Stunde fährt und wir die eine um 2 Minuten verpasst hatten. So haben wir noch einen Kaffee in einem kleinen Ort weiter getrunken. Die Straße hat uns dann direkt in den subtropischen Wald geführt und ein paar Minuten vom Parkplatz stand dann der "Herr des Waldes", der Tane Mahuta. 50m hoch und knapp 13m Umfang! Und ganz viele andere Pflanzen leben auch auf diesem Baum.
Weiter sind wir dann noch bis Baylys Beach und Pieter hat gehofft dort surfen zu können, aber der Wind war zu stark und die Wellen nicht wirklich geeignet. Trotzdem sind wir dann dort auf dem Campingplatz geblieben, welcher leider nicht so schön war, wie der in Ahipara. Wir haben uns noch ein bisschen den Wind am Strand um die Nase wehen lassen und dann mal wieder sehr lecker gekocht.

Gerade sind wir in Dargaville und nutzen das kostenlose WLAN in der Bücherei. Dann geht es weiter Richtung Süden und mal sehen, wo ich lande, denn Pieter will zum Surfen nach Raglan, was mir allerdings etwas zu kalt ist...

Ganz viele liebe Grüße aus Neuseeland,
Eure Jenny








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen